innere Weisheit

Wer darüber nachdenkt, einen tiefgreifenden und nachhaltigen Transformationsprozess innerhalb einer Organisation zu ermöglichen, wird um das Thema der Inneren Weisheit nicht herumkommen. Warum ist das so und was macht Innere Weisheit aus?

Innere Weisheit befähigt uns, den Impuls für das eigene Handeln neu zu kalibirieren.

Wir sind es immer noch gewohnt, dass Fakten im Außen unser Handeln prägen. Dafür suchen wir Informationen zusammen, unterziehen die Fakten einer kritischen Analyse, wägen diese gegeneinander ab und treffen letztlich eine scheinbar logische, zumindest nachvollziehbare Entscheidung. Dass es gar nicht immer eine logische Entscheidung ist, die getroffen wird, haben Wissenschaftler immer wieder in den letzten Jahren hervorgehoben.

Doch was macht letztlich das Besondere einer Entscheidung aus, die aus innerer Weisheit getroffen wird? Und warum ist dieses für einen Transformationsprozess von besonderer Bedeutung? Vier Qualitäten erscheinen mir besonders bedeutsam.

 

Die erste Qualität, welche die innere Weisheit auszeichnet: der Impuls, sich auf den Weg zu machen.

Transformationsprozesse brauchen Zeit, sie sind nicht von heute auf morgen möglich. Und sie brauchen ein Gesamtklima, in dem die Organisation in sich stabil wirkt. Eine Zeit also, von der viele sagen würden: „ist doch alles in Ordnung. Wir sind in einem guten Fluss“. Wunderbar, wenn es so ist, denn genau das eröffnet den Raum, in die Tiefe hinein zu spüren und wie ein Späher die ersten Zeichen zu suchen, welche davon erzählen, dass eine neue Zeit im Anbruch ist. Klar sichtbar wird sie vermutlich noch gar nicht sein, aber eben sich ankündigen mit vereinzelten Zeichen und Ereignissen. Diese zu registrieren, sie zusammen und in ein wie auch immer neues Gesamtbild zu bringen, ist die Kunst, die aus der inneren Weisheit geboren wird. Denn auf einmal sehen und entdecken Menschen etwas, was sie als Ausdruck des Anbruchs einer neuen Zeit deuten können. Wie wunderbar, wenn Organisationen Menschen in ihrer Mitte haben, die solche Qualitäten des Spähers mitbringen!

 

Menschen mit Zugang zur inneren Weisheit verfügen über einen inneren Kompass

Nicht nur, dass solche Menschen ein Gespür dafür haben, wann es Zeit ist sich auf den Weg zu machen. Zudem verfügen sie über eine Art inneren Kompasses. Dieser gibt ihnen Orientierung und zeigt in eine klare Richtung. Somit unterstützt er sie, dass sie sich nicht von Nebensächlichkeiten ablenken lassen oder zu viel Energie darauf verwenden, sich in Überlegungen zum richtigen Weg einfangen zu lassen. Richtschnur des inneren Kompasses ist eine Vision, die sie in sich tragen für das Vorhaben, das sie realisieren möchten. Diese Vision ist, auch wenn es vielleicht so wirkt, nicht nur ihre persönliche Vision. Sie ist eine, die sich in ein großes Ganzes einfügt und auf etwas Zukünftiges hinweist, das für viele eine Veränderung möglich machen wird. Letztlich also geht es nicht um sie selber, vielmehr um das, was der Organisation als Ganzem dient.

 

Die innere Weisheit hält den Blick für das Unerwartete offen

Von Bedeutung ist darüber hinaus die Qualität, sich für das Unerwartete offen zu halten. Gerade weil wir in komplexen Situationen niemals alle wesentlichen Elemente genau kennen, hat das Unerwartete oftmals eine besondere Bedeutung. Es trägt vielleicht einige Puzzlesteine zum Ganzen bei, die bislang so noch nicht im Blick waren. Es schärft den Blick neu und erweitert den gesamten Horizont. Was für Menschen, die aus der inneren Weisheit agieren bedeutsam ist: das Unerwartete, bisher noch nicht so Bedachte stellt keine Gefährdung oder Verunsicherung der eigenen Position dar. Noch ist es Anlass, alles komplett in Frage zu stellen. Vielmehr kann es verstanden werden als ein Geschenk des Lebens, um sich in einem Bereich, der vielfach wie Neuland erscheint, besser zurecht zu finden. Mit diesem feinen Gespür für das Unerwartete ausgestattet wirken diese Menschen manchmal wie Seismographen, welche frühzeitig verschiedenste Informationen wahrnehmen können. Zudem fördert diese Offenheit für das Unerwartete die Haltung einer großen inneren Freiheit. Eine Freiheit, die Welt in ihrer Vielfalt wahrzunehmen und zugleich herauszufiltern, was dem Leben förderlich ist. Sie hilft uns, uns immer wieder auch in den verzwicktesten Situationen als gestaltende Kräfte in dieser Welt zu erleben.

 

Innere Weisheit hat Zugang zur Sprache der Essenz/ der Seele

Menschen, die aus der inneren Weisheit zu handeln verstehen, verfügen darüber hinaus über eine Qualität, welche manchmal auch als ein Handeln aus Intuition beschrieben wird. Damit meinen wir gewöhnlich ein Handeln, das aus einer Quelle gespeist wird, die jenseits unserer Kognition liegt. Es kann ein Handeln sein, das über eine ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit für Situationen verfügt, eine Empfindungsfähigkeit, die sich aus vielen Quellen speist und Menschen in kürzester Zeit Gesamtzusammenhänge erfassen lässt. Solche Menschen sind in der Lage, weit mehr als nur die Informationen zu erfassen, die über den kognitiven Zugang erhältlich sind. Ihre Verbundenheit mit der eigenen Essenz, manchmal auch Seele genannt, dem Teil ihrer Selbst also, der mit einem universellen Geist aufs engste verbunden ist, wird von ihnen als Quelle für ein Wissen erfahren. Hieran können sie anknüpfen, diese „Informationen“ können sie abrufen, es zeigt sich in ihnen als eine Klarheit des Wissens, das die nächsten Schritte für das eigene Handeln vorgibt.

 

Wenn innere Weisheit das Handeln bestimmt,

öffnen sich Räume und Möglichkeiten für diese Menschen, die Unerwartetes möglich werden lassen. Gerade weil sie die innere Offenheit in sich tragen, weil sie Zeichen lesen können, lange bevor sie sich manifestieren, weil sie mit diesem inneren Kompass ausgestattet sind, sind es diese Menschen, die dazu gerufen sind, in dieser Welt etwas in Bewegung zu bringen, was zu einem grundlegenden Wandel führt. Mit der Gabe der inneren Weisheit kommt also zugleich auch die Aufgabe, diese verantwortlich für das große Ganze zu nutzen und sich aktiv und gestalterisch in diese Welt einzubringen.

Ingrid Schneider

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