Wie oft verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl, wenn Sie Entscheidungen treffen? Folgen Sie immer mal wieder Ihrem Instinkt? In vielen Situationen basieren unsere Entscheidungen auf unserem „Bauchgefühl“. Später rechtfertigen wir sie mit rationalen Argumenten und „vergessen“ dann, dass der erste Impuls nicht von unserem Kopf gesteuert war.
Was steckt hinter dieser Fähigkeit des „Bauchfühlens“, auch als Intuition umschrieben?
Unsere intuitiven Fähigkeiten gründen auf einer sehr fein entwickelten Wahrnehmung des Spürens und Fühlens körperlicher Empfindungen. Das Denken als mentaler Prozess erschwert dagegen eine präzise Wahrnehmung. Es wirkt wie Störgeräusche, die wir hören, wenn unser Radioempfänger auf keine passende Radiowelle eingestellt ist. Die Sendeinformationen sind vorhanden, können aber nicht übermittelt werden bzw. rauschen. Die Information ist unverständlich.
Körperliche Wahrnehmungen als Informationsquelle
Unser Körper ist in Dauerkontakt mit dem Umfeld. Er tritt unmittelbar mit Ereignissen und Signalen in Resonanz und gibt uns Rückmeldungen. Wollen wir unsere Wahrnehmung schärfen, ist es unerlässlich, uns (wieder) mit unserem Körper zu verbinden und ihn als wertvolles Resonanzbecken zu erfahren.. Eine Schulung unserer Empfindungen geht mit solchen Fragen einher wie „was genau spüre ich, wo im Körper, welche Energiequalitäten nehme ich wahr…“ Dies setzt voraus, dass wir eine achtsame Beziehung zu unserem inneren Körper aufbauen, ihm „zuhören“, um die feinsten, subtilen Regungen präzise zu orten und zu beschreiben.
Der zweite Schritt besteht darin, diese körperlichen Wahrnehmungen als Informationen zu deuten. Das ist zunächst herausfordernd, da unser Verstand dazu neigt, unsere Wahrnehmungen in Zweifel zu ziehen. Auch braucht die Sprache der Intuition oft eine Entschlüsselung. Sie wählt andere sprachliche Mittel als der Verstand, um sich mitzuteilen. Durch Aufmerksamkeit und Übung werden wir immer besser darin, die Empfindungen als zuverlässige Rückmeldung zu interpretieren. Vorausgesetzt, wir sind offen dafür und üben uns darin, die Skepsis des Verstandes erst einmal auszublenden.
Technologie und Intuition zusammenführen
Das Vertrauen in diesen Ur-Eigenschaften unseres Körpers als Sensor war bei Ur-Völkern und Stammesgesellschaften selbstverständlich, zum Teil auch lebensrettend. Durch die Entwicklung des rationalen Geistes wurde dieses Vertrauen erschüttert. Auf der Schwelle zum integral-holistischen Zeitalter gewinnt unsere feinstoffliche Wahrnehmungsfähigkeit wieder zunehmend an Bedeutung. Die Komplexität und Beschleunigung unserer Epoche ruft nach dem Zugang zu schnelleren, übergeordneten Informationsquellen, die ihrem Wesen nach dem Verstand verborgen bleiben. Qualitäten, die in Ur-Völkern hochentwickelt waren, wie Instinkt, Sinne und Körperbewusstheit, werden jetzt wieder in den Vordergrund treten, allerding im Kontext hoher Komplexität und globaler Herausforderungen. Unser planetarisches Überleben verlangt nach der Integration des rationalen Denkens mit seinen technologischen und wissenschaftlichen Errungenschaften und der Intuition mit unserer feinstofflichen Wahrnehmungsfähigkeit.
Das Rück-Verbinden zu unserem inneren Körper als ein Tor zur Intuition könnte ein erster Schritt auf dem Weg zu unserem vollen Potenzial in allen seinen Dimensionen – personal und transpersonal – sein. Unser Körper wäre dann ein kraftvoller Beschleuniger im Übergang von der Moderne und Postmoderne zum integralen Zeitalter, wo das transpersonale Bewusstsein selbstverständlich und natürlich unser Sein und Wirken formt.
Im Modul 4 der des „Social Architect Curriculum“ werden wir diesem Thema des Körperbewusstseins als Tor zur Intuition Lern- und Erfahrungsraum geben.
Autorin: Claudine Villemot-Kienzle